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Claudia Sohnemann_IMG_6971.jpg
CS - Stimmgabel - Gold.png

Stimmen

Das Universum hat die Stille erfunden. 

Und die Ordnung. 

Es hat aber auch Humor. 

Aus einem Grund, für dessen Entdeckung noch ein Nobelpreis aussteht, passen Quinten und Oktaven nicht schwebungsfrei zusammen, als wollte uns „jemand“ sagen: „wenn ihr schon Krach macht, dann werfe ich euch eine Zwerggalaxie zwischen die Füße.“

 

Das Klavierstimmen ist letztlich wie alle anderen Arbeiten am Klavier ein Aufräumen. In diesem Fall von Frequenzen und mit einer Zwerggalaxie am Hals. 

 

Man muss die Tonarten so untereinander temperieren, dass jede spielbar bleibt und dabei der Kompromiss der Oktav-Quint-Störung so gut versteckt wird, wie es geht. Dafür wird heute die gleichstufig temperierte Stimmung verwendet. 

Die Einstellung kann unter Zuhilfenahme einer technischen Messung passieren oder allein mit dem Ohr. Da es aber viele weitere individuelle klangliche Eigenschaften eines Instrumentes, die das Tonhöhenempfinden beeinflussen, zu berücksichtigen gilt, ist das geschulte Ohr ein guter Partner. Das Auge isst mit. Das Ohr hört mit. 

 

Eine gute Stimmung braucht ein gut konstruiertes Instrument. Je mehr Kompromisse beim Bauen gemacht wurden, desto mehr Kompromisse muss man beim Stimmen machen. Sie ist aber auch die Voraussetzung für die weiterführenden Arbeiten zur Intonation. 

 

Wir wünschen uns einen Zusammenklang, der klar, offen, sauber und frei ist, dabei aber atmet. Wörtlich zu verstehen. Das Atmen ist das subtile Schweben der Quinten, das beim Musizieren nicht als Unsauberkeit oder Störung empfunden werden darf, sondern als Lebendigkeit. Die anderen Intervalle schweben ebenfalls in gleichmäßigen Stufen. 

 

Es gibt auch historische oder alternative Stimmschemata, die andere Kompromisse machen, was instrumentenspezifisch sinnvoll sein kann und gelegentlich Anwendung findet. 

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